Die innere Geschichte des getrennten Königreichs Juda liegt für die 200 jahre zwischen dem Zerfall des Reiches Davids und Salomos und dem Auftreten des Propheten Jesaja weithin im Dunkel. Einziges ausführliches Dokument is der in 2 Könige 11 überlieferte Bericht vom Sturz der königin Atalja. Die Quelle, die in ihrem kern unmittelbar an die Ereignisse in der Mitte des 9. Jahrhunderts heranreicht, ist “gegenwärtig durch Verderbnis des Textes verdunkelt und von keinem Ausleger verstanden” (J. Wellhausen). Die erneute Untersuchung ergibt eine dreistufige Bearbeitungsgeschichte, die sich vom Ende des 6. Bis ins 4. Jahrhundert erstreckt. Zahlreiche Einzelzüge erweisen sich als Rückprojektion nachexilischer Verhältnisse. Sie sind Zeugnisse des Glaubens der Bundesgemeinde des zweiten Tempels, die für die Rekonstruktion der Geschichte Israel entfallen. Die verbleibende Quelle, ein Fragment aus den “Tagebüchern der Könige von Juda”, berichtet von einem Militärputsch, wie er in der Menschheitsgeschichte zu allen Zeiten stattgefunden hat. Die Analyse ist ein Beispiel für die Scheidung von heilsgeschichte und Geschichte, die für das theologische wie für das historische Verständnis des Alten testaments unerläßliche Voraussetzung ist.