Die biblische Verkündigung an die Gemeinde und in der Schule steht täglich vor der schwierigen Aufgabe, die Erkenntnisse der wissenschaftlichen Exegese fruchtbar zu machen für das Bibelverständnis der Laien. Zweifellos wird mehr Bibel gelesen und gelehrt als früher, aber die Kenntnis darüber, wie die fast 2000 Jahre alten literarischen Zeugnisse des Neuen Testaments verstanden sein wollen, hat sich nicht gleicherweise mitentwickelt. Deshalb fürchten nicht wenige Bibelpädagogen, daß dem Bibelleser mit der Bibelkritik der Glaube an das Wort Gottes eher erschwert als erleichtert ist. Der Freiburger Neutestamentler, Universitätsprofessor A. Vögtle, begegnet ausdrücklich dieser Schwierigkeit. Es sollten vor allem solche Einleitungsfragen in das Neue Testament zur Sprache kommen und an charakteristischen Beispielen illustriert werden, die für das Bibelverständnis grundlegend sind. Dazu geht der Verfasser von noch weitverbreiteten Vorstellungen eines vorwissenschaftlichen Denkens aus, die sich z. T. sogar auf scheinbar dogmatische Daten stützen, sich in Wirklichkeit aber als Vorurteile erweisen. Der vorliegende Band beschreibt in knappen und übersichtlichen Kapiteln die Kanongeschichte des Neuen Testaments und die Motive und Normen der Kanonisierung, um dann darzulegen, was die biblischen Bücher aussagen wollen und was nicht. Daß und in welcher Weise die landläufige Vorstellung vom Neuen Testament korrekturbedürftig ist, wird im Hauptteil des Werkes deutlich. Der Verfasser bleibt aber nicht bei den kritischen Feststellungen stehen, sondern bietet, an zahlreichen Beispielen belegt und einsichiig gemacht, das neue Verständnis an. Die ,,Einleitungsfragen" sind so lebendig, anschaulich und konkret für die Verwertung in Predigt und Unterricht behandelt, daß der Laie wirklich folgen kann, daß er an jeder Stelle von der Darstellung gefesselt wird und danach sich befreit fühlt von manchen unnötigen Zweifeln.