Dieses wahrhaft magistrale Werk Hildebrands umfaßt weit mehr als eine Anweisung zum rechten Handeln. Es zeichnet die Grundstrukturen der ganzen sittlichen Welt nach. Hildebrands Philosophie folgt immer dem Diktat des Wirklichen. Zuerst erhellt er in den unerhört dichten Prolegomena die echte - nicht totale - Objektivität des uns unmittelbar Gegebenen. Dann folgt in groBangelegten Kapiteln eine wahre "Grundlegung zur Metaphysik der Werte". Diese werden nicht als bloßes freischwebendes "Gelten", auch nicht als über dem Realen thronender Ideenhimmel, sondern als unabweisbare Bestände des Wirklichen ausgewiesen. Ihren metaphysischen Grund und Gipfel haben sie im absoluten Sein Gottes selbst. Die zentralen Analysen sittlichen Verhaltens arbeiten zuerst die drei Bedeutsamkeitskategorien - Hildebrands ureigenes Gedankengut - heraus: Läßt sich eine Person von dern in sich Bedeutsamen motivieren oder von einem objektiven Gut für sie oder von einem bloß subjektiv Befriedigenden? Erst die Bewußtmachung der tatsächlichen Motive unseres Verhaltens führt zum Erwachen der sittlichen Persönlichkeit. Im zweiten Teil des Werkes ersteht vor uns der unermeßliche qualitative Reichtum der sittlichen Sphäre. Sieben Grundelemente des Sittlichen werden hervorgehoben, insbesondere die Personalität, der Wesensbezug zu Freiheit und Gewissen, das jeden verpflichtende Sein-Sollen und das Transzendieren zur Ewigkeit. Gegenüber subjektivistischer Situationsverfallenheit und affektarmer kantianischer Willensmoral werden drei weite Bereiche des Sittlichen vor uns entfaltet: die Sphäre der Handlungen, der Wert- und Willensantworten und der Haltungen und Tugenden.