Mancher Christ hat in den letzten Jahren erstaunt aufgeschaut, daß ihm Werte von außerhalb der Kirche angeboten wurden, die er für einen festen Besitz der kirchlichen Tradition hielt. Dazu gehört auch die Wiederentdeckung der »Meditation« in der westlichen Welt. Sie wurde über fernöstlichen Yoga und Zen, über Rauschgifte und ekstatische Musik zum Anliegen der Gegenwart. Dabei kam der westlichen Christenheit auf einmal erschrocken zum Bewußtsein, daß die eigene meditative Überlieferung fast verlorengegangen war. Das Gespräch mit all diesen Formen geschieht zu oft auf einer schwankenden Basis: Gehört wird die Stimme des Ostens durch westliche Grammophone - und vergessen wird die christliche meditative Tradition. Vorliegende Arbeit versucht - soweit überhaupt möglich - mit östlichen (und westlichen: Droge!) Originalstimmen ins Gespräch zu kommen; und sie versucht noch intensiver das christliche Erbe einzubringen. Das Ergebnis kann kurz mit »intentionaler Meditation«, oder wie Urs v. Balthasar schrieb, mit »Erblickung und Entrückung« benannt werden. Daß dabei eine Fülle von Aspekten zur Sprache kommt - irgendwie der ganze christliche Glaube -, versteht sich von selbst. Um aber das Ganze nicht in fruchtloser Spekulation und im »Reden über« versinken zu lassen, fassen zwei konkrete Bibelmeditationen den Reichtum des Erörterten noch einmal in direktem Vollzug zusammen.