Dass der Mensch ein schuldhaftes Wesen ist und nur durch das Erlösungswerk Jesu christi von seiner Schuld befreit wird, ist eine zentrale Aussage christlichen Glaubens. Auch in der Psychotherapie spielt das Phänomen « Schuld » eine Rolle. Der vorliegenden Untersuchung geht es primär darum zu klären, ob Theologie und Psychotherpie dasselbe meinen, wenn sie von Schuld sprechen. Zunächst stellt Goetschi die heute gängige philosophische und theologische Lehre von Schuld und Gewissen dar. Diese konfrontiert er dann mit bedeutenden Richtungen der Psychotherapie: Freud. Adler, Jung sowie der neueren anthropologischen Psychoanalyse. Bei diesen hatte das Problem « Schuld » nicht immer denselben Stellenwert. Stand die Psychotherapie in ihren Anfängen im Verdacht, eine Selbsterlösung von der Schuld zu lehren, so erblicken die neueren Richtungen in der Schuldannahme einen dem Menschen notwendigen Auftrag. Es wird jedoch deutlich, dass der psychotherapeutische Schuldbegriff sich nicht ohne weiteres mit dem theologischen deckt. Umso wichtiger wird es für die religiös-kirchliche Praxis sein, an vorhandenem Schuldbewusstsein alles zu beseitigen, was infantil oder neurotisch ist. Insofern stellt Psychotherapie für die Seelsorge eine echte Hilfe dar. Anderseits erübrigt sich mit der Psychoanalyse nicht jegliche kirchliche Tätigkeit zur Bewältigung von Schuld. Auf je verschiedene Weise, aber einander ergänzend intendieren psychotherapeutische Behandlung und sakramentale Lossprechung dasselbe: Das Ja des Menschen zu sich selbst und zum Menschsein überhaupt. und den Mut, daraus zu leben.